Entspanntes Kind sitzt meditierend im Freien an einem sonnigen Tag Foto von Vitolda Klein auf Unsplash

Progressive Muskelentspannung bei Kindern

24. November 2025 | von Gesundheitszentrum Hochsauerland

Der Alltag von Kindern ist heute oft überraschend voll: Schule, Hausaufgaben, Freizeitaktivitäten und Reizüberflutung durch Medien lassen wenig Raum für echte Ruhe. Viele Eltern bemerken, dass ihr Kind häufiger unruhig, gereizt oder ängstlich wirkt. Genau hier setzen Entspannungstechniken an – sie helfen, Körper und Geist in Balance zu bringen.

Eine besonders wirksame Methode ist die Progressive Muskelentspannung (PMR). Doch warum ist diese Methode für Kinder besonders gut geeignet und wie können sie sie lernen?

Was ist Progressive Muskelentspannung bei Kindern?

Die Progressive Muskelentspannung basiert auf einem einfachen Prinzip: Wer seine Muskeln bewusst anspannt und wieder loslässt, kann gezielt körperliche und seelische Spannungen abbauen.

Bei Kindern wird die Methode kindgerecht umgesetzt – mit Fantasie, Geschichten und Bewegungsspielen. Dadurch bleibt sie altersgerecht, motivierend und leicht verständlich.

Ziel der PMR bei Kindern ist es,

  • Körperwahrnehmung zu fördern,
  • Stress und Nervosität zu reduzieren,
  • Konzentration und Schlaf zu verbessern,
  • und mehr Gelassenheit im Alltag zu entwickeln.

Wie funktioniert Progressive Muskelentspannung bei Kindern konkret?

Kinder lernen, verschiedene Muskelgruppen nacheinander anzuspannen und wieder zu entspannen – z. B. Hände, Schultern, Gesicht oder Füße. Wichtig ist, dass sie dabei spüren, wie sich Anspannung anfühlt und wie angenehm das Loslassen danach ist.

Beispiel für eine einfache Übung: „Den Ball festhalten“

  1. Das Kind stellt sich vor, es hält einen Ball ganz fest in der Hand – die Muskeln spannen sich an.
  2. Dann „fällt der Ball zu Boden“ – das Kind lässt los und spürt, wie sich die Hand entspannt.
  3. Gemeinsam wird das Gefühl der Entspannung wahrgenommen und benannt: warm, locker, ruhig.

Mit kleinen Geschichten wie „die Katze streckt sich in der Sonne“ oder „der Bär wird ganz stark“ lässt sich PMR für Kinder spielerisch gestalten.

Vorteile der Progressiven Muskelentspannung für Kinder

1. Weniger Stress und Ängste

Regelmäßige Entspannungsübungen helfen Kindern, Stresssymptome zu erkennen und abzubauen. Besonders bei Schulstress, Prüfungsangst oder Schlafproblemen kann PMR eine spürbare Verbesserung bringen.

2. Mehr Konzentration und Fokus

Ein entspannter Körper fördert klares Denken. Kinder, die PMR regelmäßig anwenden, können sich besser auf Aufgaben konzentrieren und sind aufmerksamer im Unterricht.

3. Bessere Körperwahrnehmung

Kinder lernen, ihren Körper bewusst wahrzunehmen. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und hilft, emotionale Signale besser zu verstehen.

4. Förderung sozialer Kompetenz

Gemeinsames Entspannen mit Eltern, Geschwistern oder in Gruppen stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Kinder erleben, dass auch andere Ruhe suchen und schätzen.

Wann ist Progressive Muskelentspannung bei Kindern sinnvoll?

PMR ist grundsätzlich für alle Kinder ab etwa 5 Jahren geeignet – besonders aber für jene, die:

  • unruhig oder zappelig sind,
  • häufig unter Spannung stehen,
  • Schlaf- oder Konzentrationsprobleme haben,
  • oder sensibel auf Stress reagieren.

Auch bei psychosomatischen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen kann regelmäßige PMR helfen, weil sie den Körper wieder in Balance bringt.

Progressive Muskelentspannung in Therapie und Alltag

In vielen Therapieangeboten für Kinder – etwa Ergotherapie, Psychomotorik oder Psychotherapie – ist PMR längst ein fester Bestandteil. Fachkräfte passen die Übungen individuell an das Alter und die Bedürfnisse des Kindes an.

Aber auch zu Hause kann PMR ein wertvolles Werkzeug sein. Eltern berichten oft, dass die gemeinsame Entspannungszeit nicht nur ihren Kindern guttut, sondern auch ihnen selbst hilft, gelassener zu werden.

Entspannen mit Kindern – Tipps für Eltern

Eltern spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Entspannung fest im Alltag zu verankern. Hier einige bewährte Tipps:

1. Rituale schaffen

Kurze Entspannungseinheiten nach dem Kindergarten oder vor dem Schlafengehen wirken Wunder. Schon fünf Minuten tägliche Ruhezeit reichen, um Gewohnheit und Vertrauen aufzubauen.

2. Positive Atmosphäre

Eine ruhige, gemütliche Umgebung – vielleicht mit leiser Musik oder gedämpftem Licht – unterstützt das Gefühl von Geborgenheit.

3. Spielerisch bleiben

Verknüpfen Sie die Übungen mit kleinen Entspannungsspielen für Kinder:

4. Kein Leistungsdruck

Es geht nicht darum, „richtig“ zu entspannen, sondern Freude am Loslassen zu finden. Kinder spüren sehr genau, wenn Druck entsteht – also lieber spielerisch und ohne Erwartung.

Entspannungsspiele für Kinder – kreative Ideen für Zuhause oder die Schule

Kinder lernen am besten durch Bewegung und Fantasie. Entspannungsspiele sprechen genau das an: Sie kombinieren körperliche Aktivität mit inneren Bildern, die beruhigen und das Nervensystem regulieren.

Durch das bewusste Wechselspiel von Spannung und Loslassen entsteht eine tiefe körperliche Erfahrung, die an die Prinzipien der Progressiven Muskelentspannung anknüpft – nur kindgerechter und lebendiger umgesetzt.

Kreative Spielideen für unterschiedliche Altersstufen

„Tiere im Zoo“ – Kraft und Ruhe spüren

Das Kind stellt sich vor, es ist ein Tier in einem Zoo.

  • Der Tiger spannt alle Muskeln an und zeigt seine Stärke.
  • Danach verwandeln sie sich in die Schildkröte, die sich langsam in ihr Haus zurückzieht und alle Muskeln locker lässt.

Dieses Spiel macht nicht nur Spaß, sondern hilft, Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen. Das Kind lernt spielerisch, was es heißt, „angespannt“ oder „entspannt“ zu sein.

Tipp: Variieren Sie die Tiere nach Stimmung – vom starken Löwen über den faulen Kater bis zum leichten Schmetterling.

„Wolkenreise“ – Fantasie und Achtsamkeit

Gemeinsam mit dem Kind wird eine kleine Fantasiereise unternommen: Alle legen sich bequem hin, schließen die Augen und stellen sich vor, sie liegen auf einer weichen Wiese und beobachten die Wolken.

  • Eine Wolke sieht aus wie ein Tier, eine wie ein Schiff.
  • Jede Wolke zieht langsam weiter, und mit ihr verschwinden die Gedanken.

“Der schlafende Bär“ – Sanfter Übergang zur Ruhe

Ein beliebtes Spiel vor der Mittagsruhe: Das Kind legt sich hin und stellt sich vor, es ist ein Bär, der sich in seine Höhle kuschelt. Zuerst ist der Bär noch stark und spannt seine Muskeln an, um sich warmzuhalten. Dann wird er müde, atmet tief und entspannt alle Glieder.

Begleitet durch ruhige Musik oder eine sanfte Stimme entsteht ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit – ideal, um Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden.

„Die Blume öffnet sich“ – Achtsames Atmen lernen

Dieses Spiel verbindet Bewegung mit Atemwahrnehmung: Das Kind sitzt oder steht entspannt. Beim Einatmen breitet es Arme und Hände wie Blütenblätter aus – beim Ausatmen schließt sie sie langsam wieder.

Tipp: Mit bunten Tüchern oder Papierblüten wird das Spiel auch visuell erlebbar.

Fazit: Entspannung kann man lernen – auch schon als Kind

Die Progressive Muskelentspannung ist eine einfache, wirkungsvolle und kindgerechte Methode, um Stress abzubauen und Wohlbefinden zu fördern. Sie stärkt Körperbewusstsein, Konzentration und emotionale Ausgeglichenheit – und das ganz ohne Druck oder Aufwand.

Mit etwas Fantasie, regelmäßiger Übung und liebevoller Begleitung durch Erwachsene wird Entspannen mit Kindern zu einem bereichernden Bestandteil des Familienalltags.

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