Kind spielt mit Seifenblasen Foto von Eren Li

Atemtherapie mit Kindern: Sanfte Hilfe bei Atemwegsproblemen und Stress

22. Dezember 2025 | von Gesundheitszentrum Hochsauerland

Atemtherapie ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, die sich mit der bewussten Steuerung, Vertiefung und Harmonisierung der Atmung beschäftigt.

Sie wird sowohl in der Schulmedizin (z. B. in der Physiotherapie oder Rehabilitation) als auch in alternativen Heilverfahren (z. B. Yoga, Entspannungstherapie) eingesetzt. Das Ziel der Atemtherapie ist es, körperliche Beschwerden zu lindern, Stress abzubauen, die Lungenfunktion zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Auch Kinder profitieren enorm von gezielten Atemübungen: Die richtige Atmung stärkt die Lunge, fördert die Gesundheit und hilft Kindern, Stress abzubauen.

Wie funktioniert Atemtherapie?

Unsere Atmung ist eng mit dem autonomen Nervensystem und damit mit unserem Wohlbefinden verbunden. Schnelle, flache Atmung aktiviert den Sympathikus (Stressnerv) und der Körper reagiert mit Anspannung, erhöhter Herzfrequenz und Unruhe. Tiefe, ruhige Atmung dagegen aktiviert den Parasympathikus, unseren “Entspannungsnerv”. Damit kommt der Körper zur Ruhe, der Puls verlangsamt sich und Stresshormone werden abgebaut.

Die Atemtherapie nutzt gezielte Atemtechniken, Körperhaltungen und Wahrnehmungsübungen, um Blockaden im Atemfluss zu lösen (z. B. durch Verspannungen oder falsche Atemgewohnheiten). Die Sauerstoffversorgung des Körpers wird optimiert und emotionale Spannungen werden reduziert (Atmung und Gefühle sind eng miteinander verknüpft). Außerdem schult bewusste Atemtherapie die Selbstwahrnehmung: Viele Menschen atmen unbewusst falsch (z. B. nur in den Brustkorb statt in den Bauch).

Für welche Kinder ist Atemtherapie sinnvoll?

Atemtherapie kann in vielen Situationen helfen und wird sowohl bei psychischen als auch bei körperliche Erkrankungen eingesetzt.

1. Bei Atemwegsproblemen und chronischen Erkrankungen

Atemtherapie hilft bei Atemwegs- und anderen chronischen Erkrankungen wie Asthma, chronischer Bronchitis, Heuschnupfen, Mukoviszidose oder COPD, die Lungenkapazität zu erhöhen und Atemnot zu reduzieren. Viele Rückenschmerzen entstehen ebenfalls durch eine fehlende Zwerchfellatmung (Bauchatmung). Atemtherapie entlastet die Wirbelsäule. Sogar die Darmtätigkeit wird durch eine entspannte Bauchatmung angeregt.

2. Bei emotionalen oder psychischen Herausforderungen

Atemtherapie aktiviert den Parasympathikus und fördert tiefe Entspannung. Das kann helfen, Burnout, Stress, Prüfungsangst und Schlafstörungen zu verringern. Effektiv sind Atemübungen auch als Linderung in akuten emotionalen Überforderungssituationen wie Angstattacken oder Wutausbrüchen.

Auch in der Traumatherapie wird Atemarbeit genutzt, um Körper und Geist zu stabilisieren.

3. Präventiv zur allgemeinen Gesundheitsförderung

Auch gesunde Kinder profitieren von Atemübungen. Sie stärken das Immunsystem, verbessern die Haltung und fördern die Selbstwahrnehmung.

Wie wird Atemtherapie mit Kindern angepasst?

Atemtherapie ist kein Ersatz für medizinische Behandlung, aber eine wertvolle Ergänzung – besonders, wenn sie spielerisch und kindgerecht vermittelt wird.

Kinder lernen am besten durch Spiel, Bewegung und Fantasie. Deshalb sollte Atemtherapie nie wie ein strenges Training wirken, sondern spaßvoll und kreativ gestaltet sein. Im Vergleich zum Therapieablauf mit Erwachsenen sind in der Therapie mit Kindern die folgenden Punkte besonders wichtig:

  • Spielerische Aspekte statt zu technischer Anleitung
  • Kurze Übungsdauer (besser mehrere Einheiten als eine lange)
  • Körperfokus (Kombination mit Bewegung, Berührung oder Malen)
  • Feiern von kleinen Erfolgen zur Motivation
  • Einbeziehen von Mutter/Elternteil und Kind

1. Atemübungen für Babys

Babys atmen instinktiv richtig. Ihr Atem ist tief und bauchbetont. Doch Stress, Koliken oder Unruhe können zu flacher Atmung führen. Hier geht es darum, die natürliche Atmung zu unterstützen und dem Baby Sicherheit durch Rhythmus zu geben.

Eine typische Methode ist zum Beispiel die Schaukelatmung: Das Baby liegt auf dem Bauch oder Rücken der Mutter, die sanft im Rhythmus des Atems wiegt.

2. Atemübungen für Kleinkinder (3–6 Jahre)

In diesem Alter geht es vor allem um spielerische Atemwahrnehmung. Kleinkinder lieben Tierlaute, Bewegungen und einfache Nachahmung. Hier wird der Atem spielerisch erlebbar gemacht.

Beliebt sind zum Beispiel Tier-Atemübungen:

  • Wie atmet ein Löwe, wenn er brüllt? (tief einatmen, beim Ausatmen: „Rrrr!“)
  • Wie ein Hund, wenn er hechelt?
  • Wie zischt eine Schlange?
  • Wie hoppelt ein Hase?

oder naturbezogene Spiele:

  • „Blase die Feder weg“: Das Kind pustet sanft gegen eine Feder oder ein Wattestäbchen und beobachtet, wie es sich bewegt.
  • Eine Fantasie-Kerze auspusten
  • „Der Ballon-Bauch“: Mit den Händen auf dem Bauch spüren, wie er sich beim Ein- und Ausatmen wie ein Ballon aufbläst und wieder leer wird.

Mit etwas älteren Kindern werden auch oft Geschichten oder Fantasiereisen in die Übungen eingebaut. Zum Beispiel:

  • “Wir fliegen wie ein Vogel..tief atmen und Arme ausbreiten” oder “Wir tauchen wie ein Fisch – Luft kurz anhalten”
  • “Farben atmen”: blau für Ruhe, orange für Wärme etc
Kinder pusten Kerzen auf einem Geburtstagskuchen aus
Foto von Nathan Dumlao auf Unsplash

2. Atemübungen für Schulkinder (6–12 Jahre)

Ab dem Schulalter können Kinder längere Übungen (5–10 Minuten) und einfache Meditationen umsetzen. Jetzt geht es darum, Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung zu fördern. Das ist besonders wichtig in der oft stressigen Schulzeit. Hier können schon gezieltere Techniken eingesetzt werden, zum Beispiel:

  • „4-7-8-Atmung“ (vereinfacht): 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen – ideal zur Beruhigung.
  • „Luftballon aufblasen“: Mit einem echten oder imaginären Ballon üben, langsam und tief ein- und auszuatmen.
  • Hand-Atem: Mit dem Finger eine Hand abfahren (Daumen bis kleiner Finger) und pro Finger einmal ein- und ausatmen.
  • Zählen der Atmung: „Atme ein (1), atme aus (2), bis 10 – dann fang wieder von vorne an.“
  • Partner-Atemübungen mit Mutter und Kind zusammen (sitzen sich gegenüber und atmen abwechselnd ein und aus)

3. Atemtherapie bei Atemwegsproblemen

Bei Asthma oder Bronchitis helfen spezielle Techniken wie:

  • Lippenbremse: Beim Ausatmen die Lippen leicht spitzen, als würde man eine Kerze ausblasen. Das verhindert ein zu schnelles Entweichen der Luft.
  • „Schulter-Nasen-Ohren-Check“: Kinder lernen, beim Atmen die Schultern locker zu lassen und durch die Nase zu atmen.
  • Atemgymnastik mit Bewegung: Arme heben beim Einatmen, senken beim Ausatmen für eine tiefere Atmung.

Sie sollten aber immer nur in Absprache mit den behandelnden Medizinern/Medizinerinnen eingesetzt werden.

Herausforderungen und Tipps bei der Atemtherapie mit Kindern

Nicht jedes Kind ist sofort begeistert von Atemübungen. Druck oder Zwang führen meist zum Gegenteil. Damit Atemtherapie bei Kindern wirkt, sollte sie regelmäßig, aber ohne Druck stattfinden.

1. Der richtige Zeitpunkt

Ein Moment akuter Atemnot oder ein übermüdeter Zustand sind schlechte Anlässe, eine neue Atemübung zu lernen. Besser funktioniert das in ruhigen Phasen, etwa vor dem Schlafengehen, nach der Schule oder im Rahmen eines Klinik-Aufenthalts bei einer Mutter-Kind-Kur.

Mit mehr Routine sind die Übungen dann vielleicht auch in oder nach akuteren Situationen eine Hilfe.

Kurze Einheiten (5–10 Minuten) reichen aus und sind besser als eine erzwungene längere Einheit. Hauptsache, das Kind hat Freude daran.

2. Die Umgebung gestalten

Am besten finden Atemübungen in einem ruhigen, angenehmen Ort ohne Ablenkung (z. B. ein gemütliches Kissen auf dem Boden) statt.

Hilfsmittel wie Federn, Seifenblasen, kleine Ballons oder ein Stofftier als „Atem-Begleiter“ machen die Übungsstunde angenehmer und motivierender.

Großes orangefarbenes Kissen auf dem Boden neben einem grünen Farn in einem weißen Blumentopf
Foto von Sarah Brown auf Unsplash

3. Geduld und Lob

Leistungsdruck und Atemtherapie vertragen sich sehr schlecht. Wenn das Kind heute keine Lust hat, ist es meistens besser, es lieber zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu versuchen.

Positives Feedback wirkt manchmal Wunder: „Super, wie gleichmäßig du pustest!“.

4. Professionelle Unterstützung suchen

Manche Kinder brauchen individuelle Anleitung. Bei chronischen Erkrankungen ist das ohnehin ein Muss. Atemtherapeut:innen oder Physiotherapeut:innen mit Schwerpunkt Pädiatrie können gezielte Übungspläne erstellen. Im Rahmen einer Mutter-Kind-Kur in unserer Klinik im Hochsauerland ist die Atemtherapie ein fester Bestandteil der Therapieangebote für Mütter und Kinder.

Fazit

Atemtherapie ist eine sanfte, nicht-invasive Methode, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen hilft, ihre Atmung bewusst zu steuern. Sie wird oft bei Atemwegsproblemen wie Asthma, Bronchitis oder allergischem Husten eingesetzt, kann aber auch Stress, Schlafstörungen oder Konzentrationsschwächen lindern.